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Sepp im "deutschen Ausland"

Aus: „Blöd gelaufen“

Sepp krabbelte unter die riesige Abfüllanlage und überprüfte verschiedene Systeme. Saumäßig heiß war es hier unten, die stickige, schwere Luft schnürte ihm fast die Kehle zu, und der Schweiß lief ihm in Strömen herunter.

Nach kurzer Zeit ließ er einen furchtbaren Schrei los und kroch schnell wieder unter der Anlage hervor. Als Herr Kleinschmidt ihn sah, fragte er: „Wat is‘ Ihnen denn passiert?“
„I‘ brauch‘ schnej a Wossa und a Soaf‘n.“ Aber keine Reaktion von Herrn Kleinschmidt.
„Hamm‘s irgendwo a Klo, wo i mei‘ G‘sicht abwoasch‘n ko?“, fragte ihn Sepp ungeduldig.
„Folgen Sie mir bitte“, meinte Herr Kleinschmidt.
Sepp versuchte, sich das dicke, schwarze Öl aus dem Gesicht zu wischen, doch es gelang ihm nur mäßig. Mit großen, hastigen Schritten lief er Herrn Kleinschmidt hinterher und blinzelte aus seinen verschmierten Augen. Er sah in circa zehn Meter Entfernung eine Gruppe Japaner, die interessiert den Ausführungen eines Technikers lauschten, und darüber auf der Empore eine dralle Blondine, die einen unverschämt kurzen Minirock trug und sich mit einem Arbeiter unterhielt.
Sepp sah kurz zu ihr hoch und dachte sich: „Mensch, wenn dia in dära Firma lauta so geile Weiber hamm“ und stolperte über eine Bodenleiste, die zwar rot markiert war, die er aber im Eifer des Gefechts ganz übersehen hatte. Deshalb fiel er mit vollem Schwung nach vorne und gerade in die Arme eines kleinen Japaners im schwarzen Anzug, der ihm mit seiner Gruppe entgegenkam.
„Jing nu mai, do ko dong“, hörte er ihn nur noch sagen. Sepp hatte ihm mit seinen ölverschmierten Händen das Gesicht total verdreckt, doch der Japaner bewies Humor und lachte schallend.
Wie zum Gebet faltete Sepp seine großen, schwarzen Hände und machte einen tiefen Diener, eine Geste, die er schon oft im Fernsehen gesehen hatte, und er glaubte, sie wäre jetzt angebracht.
„So a Mist“, brummelte er, „jetzt a‘ no‘ des.“
„Sorry, sorry“, sagte Sepp verlegen zu dem Japaner. …

Der Japaner lachte, als er sein geschwärztes Gesicht in den Spiegeln oberhalb der Waschbecken sah.

„Ha du ting, ben do chang“, meinte der Asiate nur dazu.
„Do hoast a Soaf‘n und woasch‘ di g’scheit, sonst krieagst des in dei’m Leb’n nimma runta“, forderte Sepp den Japaner auf, der ihn natürlich nicht verstehen konnte. Beide rubbelten sich das Gesicht mit den dunkelblauen Handtüchern sauber, die an den weißen Waschbecken herunterhingen, doch es blieben immer noch schwarze Flecken übrig.
„Hin dom meng, do mo pei“, kicherte der Japaner und seifte sich nochmals kräftig das Gesicht ein, er hatte offenbar immer noch Spaß an der Geschichte. Nach der zweiten Rubbel-Runde, entschuldigte sich Sepp nochmals und übergab den Japaner mit einem freundlichen „Sayonara“ wieder an Herrn Kleinschmidt.

Aus: „Geburtstag und mehr“

„Meine Damen und Herren,
Sie sehen jetzt: ‚Sepp im Deutschkurs in Düsseldorf‘
Dann fuhr Hans Seiter aus Wuppertal fort:
„Ich begrüße Sie recht herzlich zu unserem Deutschkurs für Manager und solche,- äh- die es werden wollen. Mein Name ist – (schaut auf seinen Spickzettel) Werner Buchwald, ich bin Ihr Kursleiter. Frau Schnittke, die den Kurs sonst hält, ist leider krank.“ „Stellen Sie sich doch bitte gegenseitig vor und sagen Sie uns, warum Sie hier sind.“

Herbert, Sepps Kollege aus Köln begann: „I derf amol glei anfanga, i bin der Herbert Gscheidle aus Unter-Emmeringa, dös kennt koi Sau, ab‘r dös macht nix. I bin da Margeting-Mänätscha bei da Firma Kümmerle, und mia verkauf’n Ei‘weckgläs‘r weltweit. Mei Chef isch da Kurt Grösele, un‘ där sagt imm‘r: Schwätza muasch könna, dass die alle Leit versteh‘n. Und deshalb bin i do“.
Jetzt kam Karin, Karl‘s Freundin aus Schliersee dran:
„Isch bin Sylvia Bommerswolde, komme aus Leibzisch und isch bin heite
doo, nu sooch ma amool asoo, weg’n mei’m scheenen sächsisch, wo isch so spräscha tu. Isch bin in da Vergaufsförderung tätisch und soll uns‘re Gosmetikbrodukte bessa an dän Mann od‘r die Frau bringe.“
Nun war Sepp an der Reihe, er wurde von Karl dargestellt:
„Sepp Huaba. Bei mia merkt koana net, wo i herkimm. Mei’ Kolleg‘ Heiko Steffens aus Düsseldorf wor zu deppat zum Autofoahr’n un‘ hot an mords Unfoi baut, deshoib bin i jetz‘ bei eich do im deitschen Ausland. I bin a

Servicetechnika für Abfüllanlag’n und würd‘ am liebsten olle meine Kund’n zu am bayrischen Sproachkurs schicka, dann hätt i koa Probleme mehr mit mein’m Dialekt“.

Aus: „Spielen Sie Golf, oder…?

Jenny war nach der neuesten Golf-Mode gekleidet, mit schicker schwarzer Hose, weißem Polohemd und einer schwarzen, ärmellosen Jacke. Sepp hatte seine Krachlederne an, mit blaukariertem Hemd, braunen Wadlstrümpfen und schwarzen Haferlschuhen. Es war 10 Uhr am Morgen, ein wunderbarer Tag im Juni, 19 Grad bei wolkenlosem Himmel, einfach
ideal zum Golfspielen.
Sepp holte Jennys schwarzes Golf-Bag aus dem Kofferraum, prall gefüllt mit diversen Schlägern, und auch seine alte, zerschlissene Sporttasche, in der seine zwei dunkelbraunen Spazierstöcke steckten. Die beiden gingen zur Anmeldung ins Clubhaus, wo bereits Rüdiger und Saskia Protzke, Freunde von Jenny warteten, um mit ihnen eine Runde Golf zu spielen. Yvonne hatte Sepp noch im Auto einige Informationen zur Familie Protzke gegeben. Es wären ausgesprochen nette Leute, die in München in der Maximilianstraße eine gutgehende Finanzanlageberatung hätten. Beide wären in den Vierzigern und leidenschaftliche Golfer. …

Sepp fing als erster an. Die Protzkes staunten nicht schlecht, als er ganz lässig einen der beiden dunkelbraunen Spazierstöcke aus seiner alten Sporttasche holte. Er hielt ihn wie einen Golfschläger mit beiden Händen fest, den gebogenen Knauf, der mit einem breiten Metallband verstärkt war, schräg nach unten gerichtet.
Er bereitete sich akribisch auf seinen Schlag vor, schwang seinen Schläger mehrmals langsam durch und machte dabei eine Figur wie ein Profi, vom lockeren Bewegungsablauf angefangen bis zur totalen Konzentration und Fixierung auf den Ball. Lässig und gekonnt absolvierte er einen Probeschlag, ohne den Golfball zu treffen, konzentrierte sich nochmals und zog mit einem langen, aber sehr kräftigen Schwung den Ball in die Höhe. Dieser flog in einem weiten hohen Bogen und landete erst wieder auf dem Green des 1. Lochs. …

„Jetzt soag i eahne amoi oans“, brach es aus Sepp heraus, „Ihren Scheißgolfclub in Greawoid könnan Sie sich sonstwo hi’schmieren. I kann solche Clubs net aussteh’. Aba i hob heit des erste Moal Golf g’schpuit un‘ des mit mein’m Spazierstock. Wenn des füa Sie g’langt, sogt des doch ois“, meinte Sepp süffisant.

Jenny wollte Sepp unterbrechen, aber er schob sie einfach zur Seite.
„Warum spiut’s ihr zwoa denn Golf und warum seid’s ihr denn in Greawoid im Club?“, fragte er die beiden nur rhetorisch. „Weil’s hoit ‚in‘ is‘, dös
Golfspuien und ihr oafach dazug’hör’n woit’s zu dära Schicki-Micki-
G‘sellschaft, zu dies‘n Lackaffen, die sich überoi produzier‘n müss’n, wos olles füa tollte Leit‘ san, wos olles hamm‘ und wo’s überoi scho‘ woar’n, diese hohl‘n G’stalt‘n.“

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